Unterwegs zwischen den Villen des Brenta-Ufers

I Battelli del Brenta - Mappa storica Padova-Venezia

Le rive da una e dall'altra parte di questo fiume sono tutte piene di palagi e le deliziose habitazioni de' Nobili, e più opulenti cittadini, con Horti, Giardini, e ben popolati Villaggi, a segno tale, che chi naviga sopra di esso rassembra andare a diporto in mezzo ad una Cittý per il corso di 16 miglia che formano quasi un continuato Borgo, il quale unisce la Metropoli di quello Stato colla Città di Padova. ( 1697 Vincenzo Coronelli ).

Dante Alighieri erwähnt es in der Göttlichen Komödie; Casanova, Galileo, Byron und D'Annunzio besuchten es; Tiepolo und Canaletto malten es; Goethe und Goldoni besangen es; Könige von Frankreich und russische Zaren waren hier zu Gast; Napoleon, die Habsburger und die Savoia hielten sich hier auf: Alle verweilten am Brenta-Ufer.

"Ein Fluss, schrieb D' Annunzio in seinem Roman "Das Feuer", einstmals herrlich und ruhmreich in den Sonetten der galanten Abbés, als in seiner Strömung die Burchielli zogen, voll von Musik und Vergnügen."

Il Burchiello - Palazzo Labia a MiraAm 17.April 1345 hob der Große Rat der Republik Venedig das Gesetz auf, nach dem es bis damals den Bürgern der "Serenissima" verboten war, Grundbesitz auf dem Festland zu erwerben; und so verlegte sich ein Teil der Interessen des venetischen Adels in das Hinterland längs dem Brenta-Ufer. Und die Möglichkeit, die Benutzung dieses Landbesitzes auf dem Festland zu intensivieren, stellte das Problem, die Produktion aus der Nähe zu kontrollieren.

Es entstanden so Ansitze auf dem Land, die funktional und ästhetisch die neuen Bedürfnisse verkörperten, und die in einem einzigen Komplex das Herrenhaus und die landwirtschaftlichen Nebengebäude und Anlagen verbanden. Es entstanden verschiedene Typen von Villen: die Tempel-Villa, wo sich Künstler und Intellektuelle gesellig zusammenfanden; die Palast-Villa, ein Gebäude für die Repräsentation und Sitz großer Feste und Gelage; und sogar prunkvolle Residenzen, Werke berühmter Architekten und von hervorragenden Malern mit Dekorationen und Fresken ausgestattet, zum Zeugnis einer Epoche von Pracht und Glanz. Es entstand also die "Villa Veneta", Ausdruck des Brauchs der "Sommerfrische", die in Venetien zwischen dem 15. und dem 16.Jh. auftauchte, und in den folgenden zwei Jahrhunderten weiter dauerte, bis zum Fall der glorreichen Republik von Venedig, im Jahr 1797. Zu diesem Zweck wurden im ganzen Gebiet etwa 2000 Villen gebaut, die noch heute eine Jahrhunderte alte architektonische Kultur bezeugen.

Il Burchiello - Villa Foscari Seit dem 16. Jh. wurden die Kanäle und Flüsse, die man von Venedig aus leicht erreichen konnte,von prächtigen Sommersitzen gesäumt. Der "Canal del Brenta", der zusammen mit anderen Wasserläufen Venedig mit Padua verband, war damals in Mode, ein Ort der Wonnen, ideale Verlängerung des Canal Grande von Venedig, wo mehr als siebzig luxuriöse Villen entstanden. Hier, nicht weit von der Stadt, verbrachte der reiche Adel seine Ferien, und kam von Venedig mit bequemen Schiffen, Burchielli genannt, die den schiffbaren Kanal des Brenta aufwärts zogen. Diese Schiffe wurden von San Marco ab mit Ruderkraft bewegt, durch die ganze Lagune bis nach Fusina, von wo aus sie von Pferden bis nach Padua, längs dem Brenta-Ufer, getreidelt wurden.

Es war die Zeit einer wahren Sommerfrische-Sucht, während der, wie Goldoni schrieb, "jedermann eine unendliche Freiheit genoß, man um große Summen spielte, und gastliche Tafel, Tanzfeste und Schauspiele gehalten wurden".
Die Reise war faszinierend und amüsant; während langsam Villen und Trauerweiden vorbeizogen, belebten Damen und galante Verehrer, Adlige und Abendteurer und Komödianten und Artisten das Leben an Bord und machten die Flussreise malerisch und angenehm.
Es bestand auch der Brauch, zur Zeit der Sommerfrische "die Villen abzuklappern", und lustige Gesellschaften schleppten sich von einer Villa zu anderen, von einem Fest zum anderen.

05 - Il Burchiello davanti VilGegen Ende des 18. Jh., mit dem Fall der Republik von Venedig, Werk Napoleons, begannen sich die Schwierigkeiten der "dolce vita" von Venedig auch auf das Hinterland auszuwirken; Passagiere und Flussfahrten wurden immer seltener und schließlich wurde der Verkehr eingestellt. In den sechziger Jahren wurde er vom Ente Provinciale per il Turismo di Padova neu belebt und wuchs immer weiter an.

Die "Battelli del Brenta" führen Ausflüge von Venedig nach Padua durch (Ruhetag Montag), und halten an den schönsten und berühmtesten, an große Namen, wie Palladio und Tiepolo gebundenen Villen, zwecks der Führung und Besichtigung der Innenräume.
Und auf dem historischen Weg der venezianischen Burchielli des 17. Jh. beginnt die Reise in Padua; man fährt unter neun Drehbrücken und durch fünf Schleusen (auch "Conche" oder "Porte" genannt), regelrechte Wasser-Aufzüge, mit denen ein Wasserstands-Unterschied von etwa 10 Metern überwunden wird; die Fahrt endet in Venedig, in der fantastischen Marmor-Szenerie des Bacino di San Marco.

Flussabwäts von Padua nach Venedig fahren wir in Padua bei der alten Schleuse der Porte Contarine im Herzen der Altstadt ab oder vom Portello, dem alten Flusshafen mit seiner schönen von Canaletto gemalten Freitreppe und seinem großartigen Stadttor aus istrianischem Stein, das an einen Triumphbogen mit acht Säulen erinnert und von einem Uhrtürmchen gekrönt ist.

Hier war die Endstation für die Boote, die auf Flüssen und schiffbaren Kanälen Padua und seine Provinz mit der Lagune von Venedig verbanden. Bei der Schifffahrt längs dem Piovego folgt man den alten Stadtmauern aus dem 16. Jh. und den mächtigen Bastionen, zwischen einer dichten und üppigen Vegetation, und man gelangt unter der Brücke der Graissi hindurch, nach Noventa Padovana, dem alten Flusshafen von Padua.

Früher einmal hielten die Boote hier an und die Passagiere und die Waren gelangten auf Wagen nach Padua. Der Platz verlor dann seine Rolle mit der Eröffnung des Canale del Piovego, der es gestattete, bis nach Padua zu kommen. Doch bleiben als Zeugnis seiner Bedeutung zahllose aristokratische Villen.

03 - Il Burchiello - Villa GioUnter diesen ist die einsame, prächtige Villa Giovannelli, mit Fresken ausgemalt, und gegen Ende des 17. Jh. von der Familie Giovannelli erbaut, bei der sich in der strukturellen Anlage palladianische Aspekte mit den Erneuerungstendenzen der Architektur des Longhena verbinden; der ungewöhnliche, monumentale Pronaos auf fünfeckigem Grundriss, die hohen korinthischen Säulen mit einem von Statuen geschmückten Giebelfeld und die majestätische, im Jahr 1738 von Massari angefügte Freitreppe machen die Außenansicht erhaben und szenografisch.

Nach den Schleusen von Noventa Padovana und Stra, wo der Wasserstand sinkt, gelangt man nach Strà, wo der Canal del Brenta in den Brenta Fluss einmündet.

Villa PisaniHier triumphiert in all ihrer Mächtigkeit die Villa Pisani, der berühmte Dogenpalast auf dem Festland, eine prunkvolle Villa, welche die Familie Pisani zwischen 1720 und 1740 als Statussymbol der Familie erbauen ließ. Mehr als eine Villa ist es ein Palast, dessen Fassade von gewaltigen Skulpturen geschmückt ist, und deren Inneres von den berühmtesten Malern des Settecento Veneto, wie Guarnara, Rosalba Carriera und Simonini dekorirt wurde. Ein monumentaler Schatzkasten, der unbeschreibliche Meisterwerke enthält, wie das Zimmer des Bacchus von Guarnara; oder den pompeianischen Saal und die Säle in Empire-Stil; der prächtige Tanzsaal mit einem Deckenfresko von Tiepolo, das den Ruhm des Hauses Pisani preist, und das die letzte Arbeit von Tiepolo in Italien ist, letztes Geschenk dieses großen Malers von Himmeln und Engeln. Zur Villa gehört ein 11 Hektar großer Park, in dem wir ein anmutiges Labyrinth finden, Zeugnis der großen Zeit der venezianischen Sommerfrische.

Interessant ist auch in Strà die Villa Foscarini, wo Lord Byron zwei Jahre (1817-1818) seines bewegten Daseins verbrachte.

Die Schifffahrt geht weiter bis Fiesso, wo wir Villa Soranzo bewundern können, die außen völlig mit Fresken bedekt ist; dann gelangen wir nach Dolo, für eine Besichtigung der Alten Mühlen, die früher einmal sehr wichtig waren für die Wirtschaft der ganzen Gegend, und für einen Spaziergang durch das kleine Dorf. Nach der Schleuse von Dolo fährt man zwischen Trauerweiden, Villen und Drehbrücken bis Mira, das Goldoni 1760 so rühmte:

"Und nun sind wir im freundlichen Mira, mit schönen Gärten und Schlössern geschmückt. Man verlässt das Schiff, man atmet frei, man geht umher, man speist und kehrt zurück. Nun wird der berühmte Gaul angespannt und er zieht unser Schiff den Brenta Fluss entlang. Mancher beginnt zu rauchen, mancher singt oder spielt und manch einer schimpft über das schlechte Essen."

19 - Il Burchiello - Villa WidBei der Weiterfahrt bewundern wir die Villa Badoer, Villa Tron-Mioni, Villa Fini mit dem wundervollen Garten und die köstliche Villa Selvatico-Granata, genannt "Die Bonboniere". Bei Mira stehen die Villen am dichtesten. Hier können wir die berühmten Fassaden bewundern, die dem Kanal zugewandt sind, die grünen Flussbiegungen, die unberührten Winkel, wo die Weiden ihre Zweige fast ins Wasser des Kanals tauchen. Wir erinnern nur an Villa Corner, Schauplatz prächtiger Empfänge und prunkvoller, endloser Feste dieser Familie (sie sollen oft nicht weniger als 8 Tage gedauert haben); Villa Barchessa Valmarana mit dem luftigen Säulengang und den kostbaren Fresken von Michelangelo Schiavoni; Villa Widmann, typische Sommerresidenz aus dem 18. Jh. mit dem entzückenden Park. Dann geht es weiter nach Oriago, altem Schauplatz der Kriege zwischen Padua und Venedig, wo noch der "Termine" erhalten ist (die alte Grenzsäule).

26 - Il Burchiello - Villa FosAußer den zahlreichen Villen mit typisch venezianischer Atmosphäre finden wir auch die Villa Gradenigo, ein altes Gebäude aus dem 16. Jh., von dem nur der von Benedetto Caliari, dem Bruder des Veronese, mit Fresken geschmückte Mittelteil erhalten ist. Und immer weiterfahrend gelangen wir nach Fusina, wo wir die Villa Foscari La Malcontenta, ein Meisterwerk von Andrea Palladio in ihrer ganzen Eleganz und Monumentalität bewundern können; La Malcontenta stellt ein typisches Beispiel der Tempel-Villa dar, mit dem monumentalen Pronaos, der sich melancholisch und stolz im Wasser des Kanals spiegelt. Die Schifffahrt geht weiter durch die Schleuse von Moranzani mit einem letzten Wasserstandsunterschied, und bald darauf gelangen wir nach Venedig, in die verzauberte Szenerie des Bacino di San Marco, wo unsere fantastische Reise ihr Ende hat.